
Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Spaziergang in Freiburg so nachdenklich machen würde. Als ich letzte Woche in Freiburg unterwegs war, lief ich an einem kleinen Bach entlang und blieb plötzlich stehen.
Zwischen den Steinen und Ästen lag ein ganzer Berg aus Plastikmüll: Flaschen, Folien, Verpackungen, Reste von allem Möglichen.
Ein Anblick, der mich schockiert hat weil ich irgendwie dachte bei uns im schönen Schwarzwald da gibt es sowas nicht.
Mir fiel an dem Tag immer mehr Plastikmüll auf der Straße auf und ich spürte das Schuldgefühl in mir hoch kommen. Mir war es nie aufgefallen, ich hatte meine Augen verschlossen. Ich hatte zwar im Badezimmer und in der Haushaltsreinigung komplett auf plastikfreie Alternativen umgestellt, doch befand sich besonders im Kühlschrank noch Plastik.
Wir haben uns an Plastik gewöhnt. Es ist bequem, praktisch, günstig und aus unserem Alltag kaum wegzudenken.
Es macht das Leben einfacher.
Aber während wir uns an diese Bequemlichkeit gewöhnt haben,
haben wir etwas anderes verloren: das Bewusstsein dafür, was es wirklich bedeutet.
Denn das Erwachen kommt meist erst in den Momenten,
in denen man plötzlich hinsieht:
Wenn man wieder einmal den gelben Sack nach draußen bringt und sich fragt, wie so viel Müll in so kurzer Zeit entstehen kann.
Wenn man im Urlaub am Strand steht und Plastik zwischen Muscheln findet.
Oder wenn man ein Video sieht, in dem eine Schildkröte an einer Tüte erstickt und es einem den Atem nimmt.
Diese Bilder tun weh.
Weil sie uns zeigen, dass wir Teil eines Systems sind, das mehr zerstört als erhält.
Und weil wir tief im Inneren spüren: So soll es nicht sein.
Da ist dieses dumpfe Gefühl von Schuld, wenn wir wieder eine Flasche wegwerfen und uns fragen landet diese im Meer?
Laut einer Studie wird 2050 mehr Plastik in Ozeanen schwimmen als Fische.¹ Die Plastikindustrie überschwemmt uns mit 400 Mio Tonnen Plastik jährlich, vom dem nur ca. 10% receycelt werden können.²
Man spürt, wie groß dieses Thema wirklich ist, und fragt sich: Wie kann ich als Einzelner überhaupt etwas verändern?
Diese Gedanken können überwältigend sein und genau da beginnt die Überforderung.
Die Überforderung, weil das Thema so groß ist und wir gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen.
Die Angst, vor der Zukunft, vor der Welt, die wir hinterlassen.
Und auch die Angst, dass Veränderung unbequem ist. Dass man alte Gewohnheiten loslassen und Neues lernen muss.
Doch unter all dem liegt eine Sehnsucht
Ein Zuhause, in dem man wieder durchatmen kann.
Wo kein Plastik herumsteht, sondern Glas, Holz und Stoff – Dinge, die bleiben.
Ein Bad, das nach Seife duftet, nicht nach Chemie.
Eine Küche, in der Ordnung herrscht und jedes Glas einen Sinn hat.
Und eine Welt, in der Meerestiere nicht an Müll verenden, sondern frei schwimmen.
Das ist der Traum, der mich antreibt, auch wenn wir ihn manchmal vergessen.
Im Herzen wünschen wir uns alle dasselbe:
Wir wollen uns leicht fühlen, frei von Ballast und schlechtem Gewissen.
Wir wollen uns befreit fühlen, unabhängig von Dingen, die uns krank machen.
Und wir wollen uns stolz fühlen weil wir Verantwortung übernehmen, weil wir handeln, weil wir einen Unterschied machen.
Das ist es, worum es wirklich geht. Nicht um Verzicht, sondern darum, wieder im Einklang mit sich selbst und der Natur zu leben.
Der Beginn der Reise
Irgendwann kommt dieser Moment, in dem man merkt:
Es reicht nicht mehr, nur darüber nachzudenken.
Und genau da beginnt der Weg.
Mit kleinen Schritten im Alltag.
Denn jedes Stück Seife, das eine Plastikflasche ersetzt,
jede Glasflasche, die man statt einer PET-Flasche kauft,
und jedes Stück Natur, das man in sein Zuhause bringt,
ist ein Stück Freiheit, das man sich selbst zurückgibt.
Ich habe gelernt: Wenn man Veränderung in kleine Bereiche aufteilt, wird sie plötzlich machbar und sogar erfüllend.
Darum möchte ich dir zeigen, wie ich selbst begonnen habe,
mein Leben Schritt für Schritt plastikfreier zu gestalten.
Erste Schritte für den Alltag
1. Badezimmer – natürlich statt künstlich
Der einfachste Ort, um zu beginnen, ist oft das Badezimmer. Hier lässt sich am schnellsten spüren, wie befreiend einfache Produkte sein können:
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Seife statt Duschgel
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Feste Haarseife statt Shampoo-Flasche
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Wiederverwendbare Abschminkpads statt Wattepads
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Sheabutter statt Creme
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Rasierhobel aus Metall statt Einwegrasierer
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Menstruationstasse oder Stoffbinden statt Einwegprodukte
Das Ergebnis: weniger Müll, weniger Inhaltsstoffe, mehr Achtsamkeit.
2. Küche & Einkaufen – bewusst statt bequem
Auch in der Küche entsteht täglich Plastik – meist unbemerkt. Doch wer einmal beginnt, bewusster einzukaufen, spürt schnell den Unterschied:
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Stoffbeutel, Gläser oder Dosen mitnehmen
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Getränke in Glasflaschen statt Plastik
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Regional und unverpackt einkaufen
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Auf Wochenmärkten stöbern
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Vorräte in Glas oder Metall statt Tupper lagern
Diese kleinen Gewohnheiten verändern nicht nur den Haushalt, sondern auch das Verhältnis zu Lebensmitteln und Konsum.
3. Haushalt – sauber mit einfachen Mitteln
Wer einmal erlebt hat, wie vielseitig natürliche Reinigungsmittel sind, möchte nie wieder zurück.
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Kernseife ersetzt fast alle Reinigungs- und Waschmittel
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Natron und Zitronensäure wirken als Entkalker und WC-Reiniger
Das Zuhause wird sauber, ohne die Umwelt zu belasten und der Putzschrank wird endlich übersichtlich.
Leichtigkeit entsteht dort, wo wir Ballast loslassen
Plastikfrei zu leben bedeutet nicht, von heute auf morgen alles perfekt zu machen.
Es bedeutet, achtsamer zu werden – zu hinterfragen, zu reduzieren, neu zu entdecken.
Jeder Schritt, jede kleine Entscheidung, jeder bewusste Moment zählt.
Es geht nicht darum, völlig ohne Müll zu leben,
sondern darum, mit Sinn zu leben, im Einklang mit der Natur und sich selbst.
Wenn du beginnst, weniger Plastik in dein Zuhause zu lassen,
verändert sich etwas viel Tieferes: dein Blick auf das Leben.
Du spürst, dass du Verantwortung übernehmen kannst
und dass sich diese Verantwortung leicht anfühlen darf.
Denn echte Veränderung ist kein Zwang, sondern ein Weg zu mehr Freiheit, Gesundheit und innerem Frieden.
Vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment,
deinen ersten kleinen Schritt zu gehen.
Autor:
Jana-Lea Göppert
Quellen:
¹ World Economic Forum & Ellen MacArthur Foundation (2016): The New Plastics Economy – Rethinking the future of plastics
² United Nations Environment Programme (2023): Drowning in Plastics – Marine Litter and Plastic Waste Vital Graphics