
Jeden Mittwochabend um 18.00 Uhr treffen wir uns online in unserer Community, um über die unterschiedlichsten Themen zu reden.
In einem der letzten Gespräche wurde plastikfreie Vorratshaltung zum Thema und es wurden viele unterschiedliche Tipps und Ideen dazu erzählt. Unter anderem wurde auch Edelstahl als Alternative genannt.
Übelkeit nach dem Kochen in Edelstahl Töpfen
Plötzlich berichtete jemand aus der Community, dass er nach dem Verzehr von Speisen, die in Edelstahltöpfen zubereitet wurden, "unangenehme Gefühle bis hin zu Übelkeit und Bauchschmerzen verspürte."
In vielen Fällen denkt man zuerst an Lebensmittelunverträglichkeiten, doch diese Person erzählte uns von einer seltenen Ursache, einer sogenannten systemischen Nickelallergie.
Natürlich habe ich sofort über Nickel und diese Art der Allergie recherchiert und verschiedene Studien dazu gefunden (1).
Aber was ist überhaupt Nickel?
Nickel (Ni) ist ein silbrig-weißes Schwermetall aus der Gruppe der Übergangsmetalle. Es kommt natürlich in der Erdkruste, in Mineralien und Erzen vor und wird aufgrund seiner besonderen Eigenschaften in vielen Bereichen des täglichen Lebens eingesetzt.
Nickel ist hart, glänzend, magnetisch und gleichzeitig sehr formbar, was es zu einem vielseitig nutzbaren Material macht.
In der Industrie findet Nickel vor allem Anwendung bei der Herstellung von Edelstahl und anderen Metalllegierungen. Darüber hinaus begegnet es uns in zahlreichen Alltagsgegenständen, zum Beispiel in Münzen, Schmuck, Knöpfen, Reißverschlüssen, aber auch in Elektronik, Batterien, Küchengeräten und sogar in Lebensmittelverpackungen.
Doch Nickel ist nicht nur in Gegenständen enthalten, es ist auch ein natürlich vorkommendes Spurenelement, das in vielen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zu finden ist.
Für die meisten Menschen ist das unproblematisch. Gesunde Menschen vertragen geringe Mengen Nickel in der Regel ohne Beschwerden.
Anders sieht es jedoch bei Menschen aus, die an einer Nickelallergie oder am Systemischen Nickelallergie-Syndrom (SNAS) leiden.
Die klassische Nickelallergie
Die klassische Nickelallergie (2) ist vielen bekannt:
Sie zeigt sich oft an der Haut, z. B. durch Rötungen, Juckreiz oder Ekzeme, wenn Schmuck, Knöpfe, BH-Verschlüsse, Brillen oder Armbanduhren Nickel enthalten und die Haut damit belasten können. Aber auch in Bleich - und Haarfärbemittel und Kosmetika kann Nickel enthalten sein, die eine Unverträglichkeit auslösen kann (3).
Nickel über die Nahrung
Weniger bekannt ist jedoch, dass Nickel auch über die Nahrung aufgenommen wird und zu Beschwerden führen kann. Hier spricht man von SNAS – Systemic Nickel Allergy Syndrome.
Typische Symptome können sein:
- Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen
- Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
- Kopfschmerzen oder Migräne
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Hautprobleme wie Ekzeme oder trockene Stellen
Studien zeigen, dass 2–10 % der Menschen mit Kontaktallergie zusätzlich auf Nickel in Lebensmitteln reagieren können (3).
Eine groß angelegte Studie mit 331 Patienten hat gezeigt, dass eine Nickelallergie nicht nur die Haut, sondern den gesamten Körper betreffen kann. Besonders spannend:
87 der Patienten berichteten über Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschläge oder allgemeines Unwohlsein nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel.
Viele wussten zunächst nicht, dass ihre Symptome durch Nickel in der Nahrung ausgelöst wurden.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie
Eine spezielle Ernährungsform über 60 Tage führte bei den Betroffenen zu einer deutlichen Verbesserung oder sogar zum völligen Verschwinden der Symptome.
Patienten, die nach 60 Tagen wieder nickelhaltige Lebensmittel aßen, entwickelten innerhalb von 7 bis 20 Tagen erneut Beschwerden.
Wer von den Probanden, die nickelarme Ernährung fortführte, blieb symptomfrei.
Folgende Lebensmittel enthalten besonders viel Nickel:
Nickel ist vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln zu finden, aber auch in einigen tierischen Produkten.
Zu den größten Nickelquellen gehören (4)
- Getreide: Hafer, Gerste, Mais, Soja, Vollkornmehl, Bohnen
- Obst: Aprikosen, Kirschen, Trauben, Birnen, Feigen, Melonen, Bananen, Pflaumen, Kiwi
- Gemüse: Brokkoli, Zwiebeln, Spinat, Salat, Chicorée, Spargel, Blumenkohl
- Fisch & Meeresfrüchte: Lachs, Austern, Hummer, Calamari, Oktopus
- Süßwaren: Kakao, Schokolade und Schokoladenerzeugnisse, Brioche, Gebäck
Nickel in Edelstahl Töpfen
Nickel steckt nicht nur in Lebensmitteln, es kann auch aus Kochgeschirr in dein Essen übergehen. Viele Edelstahltöpfe und -pfannen enthalten Nickel, und unter bestimmten Bedingungen löst es sich beim Kochen heraus.
Wichtige Studien und Fakten:
Eine Studie der Oregon State University (2013, Kamerud et al.) zeigte, dass beim Kochen von Tomatensauce in neuen Edelstahltöpfen Nickel- und Chromwerte um das bis zu 34-Fache ansteigen können.
➝ Besonders stark bei sauren Lebensmitteln wie Tomaten, Zitronensaft oder Essig (5)
Auch eine ältere Studie (Kuligowski et al., 1992) bestätigt, dass Nickel, Chrom und Eisen aus Edelstahl freigesetzt werden, wenn säurehaltige Lebensmittel gekocht werden. Die Autoren empfehlen Menschen mit Nickelallergie, auf nickelfreies oder beschichtetes Kochgeschirr umzusteigen.
(6)
Hochwertige Edelstahllegierungen wie 18/10 oder 18/8 enthalten unterschiedlich viel Nickel. Günstigere Töpfe setzen oft mehr frei, besonders am Anfang. Mit zunehmender Nutzung verringert sich die Abgabe, sie bleibt aber messbar.
Tipps aus der Community, das kannst du tun:
Symptome beobachten
Führe ein Ernährungstagebuch, um mögliche Zusammenhänge zwischen Essen und Beschwerden zu erkennen.
Nickelfreies Kochgeschirr verwenden
Es gibt Glaspfannen, die hoch erhitzbar sind und kein Nickel abgeben.
Säurehaltige Speisen meiden
Vermeide lange Kochzeiten von Tomatensaucen oder Zitronengerichten in Edelstahl, besonders in neuen oder sehr günstigen Edelstahltöpfen.
Allergietest machen
Ein Allergologe kann mit einem speziellen Test prüfen, ob eine Allergie gegen Nickel vorliegt.
Nicht immer steckt hinter Übelkeit nach dem Essen eine Nickelallergie. Deshalb sollte niemand nur aus Vorsichts - oder Angstmaßnahmen auf Lebensmittel mit Nickel verzichten.
Wenn du nicht weißt, wo deine Unverträglichkeiten herkommen, ist es sinnvoll einen Arzt oder Allergologen aufzusuchen und es medizinsch abklären zu lassen.
Falls du jemanden kennst, für den dieses Thema interessant sein könnte, teile gerne den Link zu diesem Blogartikel mit ihm.
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Quellen:
(1) https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4406458/
(2) https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/nickel-allergy/symptoms-causes/syc-20351529
(4) https://www.allergieinfo.de/news-details/nickelgehalt-von-nahrungsmitteln.html
(5)https://ir.library.oregonstate.edu/concern/undergraduate_thesis_or_projects/2227mr397?locale=de
(6) https://link.springer.com/article/10.1007/BF00212277